Drei Personen sitzen auf einer Bank und betrachten eine große Wand mit zahlreichen Porträtfotos.

Was ist AuDHS? Eine neue Perspektive auf altbekannte Diagnosen

Ja, was ist AuDHS?
Dieser Begriff für eine lange übersehene Diagnosekombination hat sich inzwischen seinen Weg aus den sozialen Medien in den allgemeinen aber inoffiziellen Sprachgebrauch gebahnt.
Hast du dich jemals gefragt, warum bestimmte Herausforderungen in deinem Leben einfach nicht richtig erklärbar sind? Warum weder die Diagnose Autismus noch ADHS alleine zu deiner Erfahrung passt?

Vielleicht ist dir der Begriff „AuDHS“ schon begegnet – ein Zusammenschluss der beiden Diagnosen Autismus und ADHS, der in den letzten Jahren immer mehr an Bekanntheit gewonnen hat. Doch warum ist das so? Und warum war es so lange unmöglich, diese Kombination überhaupt in Betracht zu ziehen?


Die Entstehung von AuDHS: Ein historischer Rückblick

Mit dem DSM-5 änderte sich das zwar auf dem Papier, doch in der Praxis blieb vieles beim Alten. Vor allem im Kinder- und Jugendbereich hielten viele Diagnostiker*innen weiterhin an alten Mustern fest. Der erhoffte Paradigmenwechsel blieb aus.
Warum? Die Gründe sind vielfältig. Einige Fachleute hatten schon vor 2013 Forschung zu dieser Kombination betrieben, doch die Studienlage blieb überschaubar. Zudem fehlte es an einem Bewusstsein dafür, wie häufig sich Autismus und ADHS tatsächlich überschneiden. Heute wissen wir: Über 50 % der Menschen mit einer der beiden Diagnosen erfüllen im Schnitt auch die Kriterien der anderen. Diese Zahl wirft Fragen auf – nicht zuletzt danach, wie viele Menschen in früheren Studien unerkannt mit beiden Diagnosen unterwegs waren und welche Auswirkungen das auf Forschungsergebnisse hatte.


Wie AuDHS die Perspektive verändert


Die Erkenntnis, dass Autismus und ADHS häufig gemeinsam auftreten, konnte und kann viele Menschen die jahrelang ohne klare Antworten lebten, sichtbar machen. Endlich gibt es eine Erklärung für das Gefühl, „anders“ zu sein, oder die Schwierigkeiten, sich in einer Welt zurechtzufinden, die nach neuronormativen Regeln funktioniert. Doch diese Erkenntnis brachte auch neue Herausforderungen mit sich.
Eine der größten Hürden liegt in der Art und Weise, wie Diagnosen gestellt werden. Hauptsächlich basiert die Einschätzung auf Beobachtungen von außen – vor allem bei Kindern. Das innere Erleben, das oft eine entscheidende Rolle spielt, wird selten berücksichtigt. Dabei wissen wir heute, dass sich Autismus und ADHS nicht einfach „auswachsen“. Auch im Erwachsenenalter bleiben die Herausforderungen bestehen. Häufig begleitet von hoher Intelligenz, die es Betroffenen ermöglicht, Schwierigkeiten zu kompensieren – dies jedoch oft zu einem hohen gesundheitlichen Preis.


Die versteckten Belastungen von AuDHS


Die körperlichen und psychischen Folgen der jahrelangen Überanpassung sind gravierend: Angststörungen, Zwänge, Depressionen, Suizidalität, Essstörungen, Migräne und sogar Fibromyalgie sind häufige Begleiter. Viele Belastungen werden jedoch oft übersehen: Von außen sind sie meist nicht sofort erkennbar. Kommentare wie „Du siehst gar nicht autistisch aus“ oder „Du kannst doch alles ganz normal machen“ zeigen, wie wenig Verständnis es für diese unsichtbaren Struggles gibt.
Gleichzeitig kämpfen Betroffene gegen gesellschaftliche Vorurteile. Begriffe wie „Hype um Hyperaktivität“ oder „Modediagnose Autismus“ schaffen ein Klima, in dem Menschen mit AuDHS nicht ernst genommen werden. Dies führt dazu, dass viele ihre Diagnose nur dann erhalten, wenn sie bereits unter einem erheblichen Leidensdruck stehen.


AuDHS und die Suche nach Unterstützung


Die gute Nachricht: Immer mehr Fachleute und Betroffene setzen sich dafür ein, dass AuDHS besser verstanden und diagnostiziert wird. Doch der Weg ist noch lang. Die Diagnosemöglichkeiten bleiben begrenzt und nur mit langen Wartezeiten, inzwischen sind es Jahre, erreichbar. Oft ist es ein großer Glücksfall, eine Diagnostiker*in zu finden, die sich mit der Kombination auskennt und Betroffene ernst nimmt.
Für viele ist der erste Schritt der, überhaupt zu verstehen, dass ihre Erfahrungen valide sind. Dass sie nicht faul, unfähig oder „zu empfindlich“ sind, sondern einfach in einer Gesellschaft leben, die neurodivergente Menschen oft nicht berücksichtigt.


Warum es wichtig ist, immer wieder über AuDHS zu sprechen


AuDHS ist mehr als nur ein Begriff. Es ist eine Antwort für all jene, die jahrelang mit dem Gefühl lebten, nirgends dazuzugehören. Es ist ein Aufruf an die Wissenschaft, die Forschung zu intensivieren und zu konkretisieren. Und es ist ein Appell an die Gesellschaft, Vorurteile abzubauen und neurodivergente Menschen in ihrer Vielfalt zu akzeptieren.

Als professionelle Peers bieten wir Beratung, Coaching und Seminare für Menschen mit AuDHS an – denn wir kennen die Innensicht und den Struggle. Unser Ziel ist es, dir dabei zu helfen, deine Herausforderungen zu meistern, dein Potenzial zu entfalten und in einer oft unverständlichen Welt deinen Weg zu finden – denn das ist möglich.
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